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  • AutorenbildStefan

Waterford Distillery – Die ersten Abfüllungen sind auf dem Markt

Mit Spannung wurden die ersten Abfüllungen der irischen Waterford Distillery erwartet und im Juni diesen Jahres war es dann soweit. Die Abfüllungsserie Single Farm Origin ging an den Start. Insgesamt 3 Abfüllungen wurden herausgegeben. In Deutschland gab es leider nur zwei Abfüllungen – Ballykilcavan: Edition 1.1 und Bannow Island: Edition 1.1. Die dritte Abfüllung Ratheadon: Edition 1.1 wurde nur direkt über die Brennerei angeboten.

Wer aber eine der beiden genannten Abfüllungen haben will, muss sich sehr beeilen. Bei allen großen Whisky-Online-Shops sind die guten Tropfen bereits ausverkauft. Nur noch der eine oder andere Fachhändler vor Ort hat eventuell noch Flaschen im Angebot.


Aber warum dieser große Hype um den Waterford Whisky? Die Antwort fällt vielfältig aus. Man setzt hier ein komplett eigenes neues Konzept um. Ja beinahe rebellisch, möchte man meinen. Trotz, dass es ein „Irish“ ist, schreibt man den „Whisky“ mit „y“ am Ende und nicht “ey“. Außerdem destilliert man, auch nicht typisch irisch, den Whisky zweifach. Weiterhin wird hier das Terroir-Konzept umgesetzt, also die Herkunft des Whiskys bis ins Detail offengelegt. Die Gerste der einzelnen Farmen wird getrennt voneinander gemälzt, gelagert, gemaischt und natürlich auch destilliert. Man will hier die Unterschiede der Gerste und deren Herkunft auch im Whisky widerspiegeln lassen. Ähnliches macht man auch in der Weinindustrie. Und damit kommen wir zum, meines Erachtens, wichtigsten Aspekt des Hypes um Waterford: Der Gründer der Waterford Distillery ist jahrelang im Weinsektor tätig gewesen und ist kein geringerer als Mark Reynier, der Mitte der 90er Jahre Mitgründer vom unabhängigen Abfüller Murray McDavid war - den meisten jedoch eher bekannt durch seine Arbeit bei der Islay-Destille Bruichladdich. Man könnte schon sagen, der Wiederauferstehung Bruichladdich‘s.


Im Dezember 2000 stieg Mark Reynier bei Bruichladdich ein und die Produktion wurde bereits 2001 wieder angefahren. Zusammen mit Duncan McGillivray, u.a. General Manager, und Jim McEwan, als Master Destiller und Master Blender, wurde Bruichladdich zu der erfolgreichen Marke gemacht, die sie heute ist. 2012 stieg Mark Reynier bei Bruichladdich aus, doch den meisten war klar, dass das nicht das Ende seiner Tätigkeit im Whiskygeschäft sein würde.


Ende 2014 kaufte er gemeinsam mit Investoren eine alte Guiness-Brauerei im Ort Waterford, nahe der Südostküste Irlands. Diese Brauerei wurde zu einer Destillerie umgebaut bzw. erweitert und bereits Anfang 2016 wurde der erste Spirit destilliert. Mark Reynier erfüllt sich mit dieser Destillerie nun den Traum vom eigenen Whisky nach seinen komplett eigenen Vorstellungen. Und nun Mitte Juni war es soweit. Wie schon erwähnt, wurden die ersten Abfüllungen lanciert.


Jede Flasche ist mit einem 10-stelligen Code versehen, mit dem man auf der Waterford-Homepage die genaue Zusammensetzung des Whiskys anschauen kann. Und wenn ich hier schreibe „die genaue Zusammensetzung“, dann meine ich damit, dass ich von noch keiner Destille jemals eine solche Transparenz hinsichtlich der Abfüllungen gesehen habe. So werden z.B. bei der Gerste u.a. die Aussaatdaten, Erntedaten, Ankunft in der Destillerie u.v.m. beschrieben. Die Fermentationsdauer wird aufgezeigt und die genaue Zusammensetzung der vermählten Fässer inkl. Fassnummer. Diese Art von Transparenz ist gewaltig und so noch nie dagewesen.


Wie schon erahnt werden kann, haben wir uns natürlich auch die ersten beiden in Deutschland erhältlichen Abfüllungen gesichert und schon verkostet. Somit ist auch genug vom Schreiben über die Brennerei und den Besitzer und wir kommen zum wichtigsten Teil – wie duften und schmecken die beiden Neuerscheinungen?


Waterford Bannow Island: Edition 1.1


Alter: 3 Jahre 7 Monate 27 Tage


Dest. / Abgef.: 2016 / 2020


Fasstypen: 35 % First Fill Ex-Tennessee (Jack Daniels), 20 % Virgin American Oak,

25 % Premium French Oak, 20 % Vin Doux Naturel (Oloroso)


Alkoholgehalt: 50 % vol.


Farbe: heller Bernstein


Nase: Sofort präsent sind Aromen nach geröstetem Getreide. Danach kommen Fruchtaromen: rote Johannisbeere, leichte Anklänge von Zitrusfruchtschale. Später kommt eine dezente Kaugumminote zum Vorschein. Eine leichte Gemüsenote ist auch spürbar. Über allem liegt aber doch dieses zuerst verspürte Röstaroma. Ein dezenter, aber ausgewogener Whisky in der Nase.


Geschmack: Zuerst kommt die Gerste durch, ja fast nach Bier schmeckt es kurzzeitig. Brotnoten kommen hinzu und werden dann von Aprikosen und einem Hauch Ananas überlagert. Wenn auch schwach, kann man Nussaromen schmecken. Später wird das ganze noch durch eine florale Note sowie Weinanklänge ergänzt.


Abgang: Mittellang. Nochmal minimal Frucht und eher die floralen Noten mit einem Hauch Ingwer begleiten den Abgang.


Fazit: Ein robuster und guter 3-jähriger Whisky, der mit höherem Alter viel Potential hat.


Waterford Ballykilcavan: Edition 1.1

Alter: 3 Jahre 11 Monate 18 Tage


Dest. / Abgef.: 2016 / 2020


Fasstypen: 45 % First Fill Ex-Bourbon, 37 % Premium French Oak, 18 % Vin Doux Naturel


Alkoholgehalt: 50 % vol.


Farbe: Gold


Nase: Als erstes vernimmt man ein Fruchtpotpourri, aus dem Aprikose hervorsticht. Ein wenig Birne ist auch in der Nase zu finden. Später kommen feine Vanille-Noten hinzu. Nach längerem Riechen kommt noch mal ein wenig Aroma von Bienenwachs dazu. In der Nase ist er schon komplex und sehr sauber, keine unpassenden Aromen lassen sich finden.


Geschmack: Eine wunderbare Süße schmeichelt zuerst dem Gaumen. Diese geht dann über in Gebäcknoten und wieder viel Frucht. Die Aprikose und Birne sind wieder da. Behält man ihn länger im Mund, treten auch Mandeltöne hervor. Dann zum Ende hin, wird er etwas pfeffriger. Ein kräftiger reichhaltiger Körper.


Abgang: Lang. Und hier wird aus dem süßen Fruchtkompott ein richtig pfeffriger, fast scharfer Dram. Ein wenig Eiche ist auch bis zum Ende spürbar.


Fazit: Ein Geschmackswechselspiel von Süße und Frucht, hinzu Schärfe im Abgang. Für das sehr junge Alter von 3 Jahren ein sehr guter Malt.


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