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  • AutorenbildStefan

Uncle Nearest – Whiskey aus Tennessee

Amerikanischer Whiskey rückt auch hierzulande immer mehr weg vom Image des „Disco-Getränks“ oder „Party-Drinks“, hin zum Getränk für Genießer. Mittlerweile trinken auch immer mehr eingefleischte Single Malt Fans hochwertige amerikanische Whiskeys. Bisher wird der Markt der amerikanischen Whiskeys aber zum größten Teil von Bourbon-Whiskey bestimmt. Auch Rye hat sich einen Teil des Marktes zurückerobert. Aber was ist eigentlich mit Tennessee Whiskey? Es gibt nur wenige Destillerien, die Tennessee Whiskey herstellen, dies mag der Grund sein, warum dieser (noch) nicht so sehr im Premium-Sektor vertreten ist. Den meisten fällt bei den Destillerien sofort Jack Daniel’s ein. Einigen wird vielleicht noch George Dickel einfallen, aber dann wird es auch schon eng. Neben den beiden gibt es noch einige kleinere Destillerien, die vielen nicht bekannt sein dürften. In Deutschland gibt es nun seit Ende Juni einen neuen Player auf dem Markt, der sich dem Thema Tennessee Whiskey annimmt. Durch unseren Freund WhiskyJason wird der seit 2017 erhältliche „Uncle Nearest Whisky“ aus Tennessee in Deutschland vertrieben. Grund genug, dass auch wir uns endlich dem Thema nähern und natürlich auch den Whiskey probieren.


Doch was macht eigentlich Tennessee Whiskey aus? In der Herstellung unterscheidet sich der Tennessee Whiskey im Grunde erstmal nicht von einem Bourbon. Das heißt jeder Tennessee Whiskey ist erstmal auch ein Bourbon. Die erste Bedingung, die ein Whiskey erfüllen muss, um sich Tennessee Whiskey zu nennen, ist die Herkunft. Wie es der Name schon sagt, muss der Whiskey aus dem Bundesstaat Tennessee kommen. Die weitere Bedingung und wirklichen Unterschied macht die Filterung durch Holzkohle. Die Filterung oder auch „Charcoal Mellowing“ genannt, hat einem strikt vorgeschriebenem Prozess zu folgen, dem sogenannten „Lincoln County Process“. Hier wird der New Make, wie schon erwähnt, vor der Abfüllung in die Fässer durch eine Schicht Holzkohle, welche sich meist in einem mehrere tausend Liter fassendem Gefäß oder Bottich befindet, geleitet. Der New Make wird von oben in das Gefäß geleitet und unten gefiltert wieder aufgefangen. Die Filterung kann teils Tage dauern. Nach der vorgeschriebenen Reifezeit darf sich der Whiskey dann Tennessee Whiskey nennen.



Nun zurück zu unserem heutigen Whiskey. Uncle Nearest wurde, wie erwähnt, 2017 in den USA gegründet. Das Unternehmen besitzt keine eigene Brennerei, sondern kreiert aus den Whiskeys der verschiedenen Destillerien aus Tennessee ihren eigenen Whiskey. Seit der Gründung ist Uncle Nearest die am schnellsten wachsende Whiskey-Marke der USA. Mit dem Namen will man den ersten afroamerikanischen Master Destiller, Nearest Green genannt Uncle Nearest, ehren. Dieser war nicht nur der erste afroamerikanische Master Destiller, sondern auch der erste Master Destiller bei Jack Daniel’s und ihm wird die Perfektionierung des erwähnten „Lincoln County Process“ zugeschrieben.


Wir haben zur Verkostung die beiden Abfüllungen von Uncle Nearest, die als erstes auf dem deutschen Markt eingeführt werden. Zum einen die Abfüllung „1884 Small Batch Whiskey“ sowie „1856 Premium Whiskey“. Die erstgenannte Abfüllung wurde von Victoria Eady Butler gestaltet, einer direkten Nachfahrin von Nearest Green. Beide Abfüllungen sind nicht kühlfiltriert und ungefärbt.


1884 Small Batch Whiskey

Alkoholgehalt: 46,5 % vol.

Farbe: bernsteinfarben


Nase: Erinnert zuerst an geröstetes Getreide und heiße Milch. Kuchenaromen, Toffee und Vanille gesellen sich in der Nase dazu. Ein wenig ist auch der Duft von gerösteten Erdnüssen dabei. Fruchtige Noten von Zitrusfrüchten und etwas Banane runden das Bild ab. In der Nase bietet der Whiskey eine reichhaltige Palette an Aromen an.


Geschmack: Der Whiskey beginnt sehr blumig und kräutrig. Noten von Lavendel und Minze sind zu schmecken und ein Kräuterton, den ich nicht richtig greifen kann. Die gerösteten Erdnüsse sind wieder präsent. Hinzu kommen ein wenig Honig sowie Orangenschale. Ein etwas säuerlicher, aber angenehmer Geschmack und Anklänge von Kaugummi sowie Orangenschale sind zu spüren. Der Whiskey entwickelt im Mund eine pfeffrige Note. Ein recht kräftiger Tropfen ist der Uncle Nearest 1884.


Abgang: Der Abgang ist eher kurz und trocken. Der Pfeffer bleibt auch reichlich im Abgang erhalten.


1856 Premium Whiskey

Alkoholgehalt: 50 % vol.

Farbe: dunkler Bernstein


Nase: Den Anfang machen hier Aromen aus der Backstube. Warme Brötchen und geröstetes Getreide. Es folgen Aromen von Sonnenöl, Zitrone und ein Potpourri aus exotischen Früchten. Sehr angenehm. Abschließend hat man auch noch Toffee und Vanille in der Nase. Ein sehr reichhaltiger und ausgewogener Geruch bietet sich beim „1856“, der sehr ansprechend ist.


Geschmack: Viel Süße bestimmt den ersten Schluck. Hier schreit der Gaumen nach mehr. Ein leichter Hauch Minze und Kuchen ringen sich dann durch die Süße. Pfeffrige Noten sowie Vanille und leichte Kakao-Noten schmeckt man als nächstes. Auch bei diesem Uncle Nearest hat man wieder den Geschmack gerösteter Erdnüsse dabei, diesmal noch mit Nuss-Krokant in Kombination. Auch im Geschmack sehr reichhaltig und ausgewogen.


Abgang: Der Abgang ist lang. Nuss und Pfeffer sind hier am präsentesten.


Zu unseren beiden neuen Tennessee Whiskeys auf dem deutschen Markt muss man sagen, es lohnt sich auf jeden Fall diese einmal zu probieren. Uncle Nearest kommt hier mit zwei ordentlichen Vertretern ihrer Zunft nach Deutschland. Es wird spannend zu beobachten, wie die beiden Whiskeys angenommen werden. Aber wie eingangs schon erwähnt, gibt es beim Tennessee Whiskey noch eine Lücke in Deutschland. Uncle Nearest kann diese Lücke sicher verkleinern und den Anteil dieser Whiskey-Gattung um zwei gute Vertreter ihrer Art erweitern.

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