Mit großen Schritten nähern wir uns dem Wonnemonat Mai.
Die Tage sind bereits wieder angenehm lang und während die sonnigen und warmen Tage immer mehr werden, sinkt die Niederschlagswahrscheinlichkeit ... Das Einzige, was es aktuell regnet, sind Auszeichnungen! Und diese sind nicht von schlechten Eltern. Grund genug also für mich, das bereits länger wartende Sample vom St. Kilian Signature Edition Three zu befreien!
Die St. Kilian Brennerei liegt im beschaulichen Dorf Rüdenau, eine knappe Autostunde von Frankfurt entfernt, und beinhaltete vor seiner Brennerei-Karriere eine Textilfabrik. Nach fünf fleißigen Jahren des Umbaus stand sie als strahlende Brennerei da und darf sich mittlerweile die größte Malt-Whisky-Brennerei Kontinentaleuropas nennen! Der größte Unterschied zu anderen deutschen Mitbewerbern ist das Herzstück, die zwei Brennblasen der schottischen Marke Forsyth, mit einem Fassungsvermögen von jeweils 6.000 Litern.
Bei unserem Deutschland-Tasting zum 30. Jubiläumsjahr des Mauerfalls war der Vorgänger des heutigen Tropfens mit im Line-up. Der Two, mit seiner Amarone-Vollreifung, hatte es mir persönlich so sehr angetan, dass ich ihn unseren Gästen keinesfalls vorenthalten konnte. Logisch, dass somit meine innere Messlatte hoch angesetzt ist. Gesteigert durch die Vorfreude auf den ersten Vertreter in der rauchigen Whisky-Range dieser Brennerei.
Nun will ich aber wissen, ob Brennmeister Mario Rudolf und seine Kollegen auch von mir ein persönliches Doppelgold einheimsen können.
Gülden lächelt mich der Tropfen aus dem Glas an und die erste Reaktion ist eine erfrischende. Die 50% geben eine leichte Frische in der Nase ab, allerdings ist hier kein Brennen oder Stechen zu vernehmen! Der Rauch meldet sich mit einem kurzen Gruß im Vorbeigehen und macht Gentleman like den Weg frei für Zitrus-Aromen, von Zitrone bis hin zur Mandarine. Nach etwas mehr Zeit an der frischen Luft gesellen sich süße Gerüche von Vanille und Puderzucker, ja fast sogar weißer Schokolade hinzu.
Beim ersten Trinken bleiben die 50% weiterhin sehr geschmeidig und charmant. Der Malt belegt den ganzen Mundraum ohne Druck und forscher Kraft, eröffnet mit Süße, die über den Rauch in eine gaaaaanz geringe Bitterkeit übergeht. Zur Verabschiedung kommen Getreide und leicht geröstete Brot-Aromen ins Spiel. Nur geht er (leider) sehr schnell im Abgang fort.
Wow! Wir haben uns echt super verstanden. Nicht anstrengend, mit vorhandener Kraft aber nicht strotzend, erfüllt meine Vorlieben in puncto Rauch und Süße und zeigt tiefer gehende Facetten. Quasi mein Wunsch-Schwiegersohn in 20 Jahren. Nur an der Verabschiedung sollten wir noch arbeiten, sonst wird das nix mit meinem Segen!
Da ich ja kein nachtragender Mensch bin, gehe ich also in die Offensive und lad den guten Kilian auf ein weiteres Schlückchen ein.
Der Rauch scheint nun völlig fort zu sein und hat beinahe auch die Süße mitgenommen. Ganz dezent erinnert sie allerdings noch an Vanillekipferl. Aber warte mal ...
Stattdessen dreht das Ruder der Süße jetzt in Richtung Schokolade. Das ist doch eindeutig die Rezeptur des Kinderriegels, die ich da rieche. Und als wüsste er, welche Knöpfe er bei mir drücken muss, kommen jetzt noch Nougat und sogar etwas Zabaione dazu. Mein lieber Herr Gesangsverein, da hat einer seine Hausaufgaben gemacht!
Beim zweiten Trinken meldet sich die Rauchigkeit in ihrer Leichtigkeit noch einmal kurz. Wie ein gerade aufloderndes Holzscheit steigt der Rauch mit einer geringen Prise Salz in meine Nase. Ja, der Gute weiß was er tut und verabschiedet sich mit leichter Süße, Kakao und ohne jegliche Bitterkeit. Well done.
Ein klarer Fall von Schubladendenken meinerseits, habe ich mich hier anfangs vor der Rauchigkeit geziert und einen Torf-Hammer erwartet. Doch der Three ist genau, was er zu sein verspricht. Der AUFTAKT in die rauchige Range. Umso mehr freue ich mich, die nächsten Tage auf den Besuch seines großen Bruders Four in meinem Glas. Fazit: Doppelgold verdient!
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