Die Slyrs Destillerie am Schliersee in den bayrischen Voralpen hatte ich bereits vor 4 Jahren besucht und auch einige ihrer Whiskys bereits im Glas gehabt. Das ist aber natürlich nie ein Grund nicht noch einmal hinzureisen und auch einen kurzen Bericht darüber zu schreiben. Denn auch wenn Slyrs eingefleischten Whiskyfans bereits bekannt ist und auch schon eine kleine Fangemeinde hat, ist die deutsche Whiskydestillerie noch nicht jedem sofort ein Begriff.
Benannt nach einem 779 in der Gegend am Schliersee gegründeten Kloster „Slyrs“ (Schliers ausgesprochen) wurde bereits 1999 der erste Slyrs Whisky destilliert. Aber noch nicht in der eigenen reinen Whisky-Destille. Florian Stetter, Destillateurmeister der elterlichen Lantenhammer Destillerie in Hausham am Schliersee, ist nach einer Schottland-Reise 1994 davon überzeugt, dass man auch in der oberbayerischen Heimat Whisky brennen kann. Trotzdem dauert es noch weitere 5 Jahre bis 1999 der erste Slyrs Single Malt destilliert wird und 2002 dann schließlich verkauft wird. Bereits ab 2002 ging es sehr schnell mit der Entwicklung des Slyrs Whisky, so dass man die Nachfrage bald nicht mehr mit den vorhandenen Kapazitäten bei Lantenhammer destillieren kann. Schließlich hat man dort auch ein großes Produkt-Portfolio, welches hergestellt werden muss. Man entschließt sich eine eigene Destillerie für Whisky muss her. Der Neubau erfolgt 2007 in Neuhaus am Schliersee, nicht weit entfernt vom Mutterbetrieb Lantenhammer. Damit ist Slyrs eine der ältesten reinen Whisky-Destillerien in Deutschland. Erwähnenswert in der Geschichte von Slyrs ist sicher auch ein besonderes Fasslager, welches man 2014 gebaut hat. Auf dem Gipfel des Bergs Stümpfling lagert Slyrs-Whisky in einer Höhe von 1501 Metern.
Beeindruckt bin ich ebenfalls von der Philosophie der Destillerie. Üblicherweise verwenden fast alle Whisky-Destillerien weltweit Ex-Bourbon-Fässer zur Reifung sowie die üblichen Verdächtigen – Ex-Wein und Likörfässer in allen Facetten. Das macht man bei Slyrs natürlich auch, aber nur teilweise. Der größte Teil des Slyrs lagert in extra in den USA, nach Vorstellung von Slyrs, angefertigten neuen Weißeichen-Fässern. Mit verschiedenen Toast- und Charring-Graden werden die 225-Liter-Fässer geliefert, um mit New Make befüllt zu werden. Hierbei weicht man auch wieder von der Standard-Abfüllstärke ab. New Make für Malt Whisky wird von fast allen Destillerien weltweit mit ca. 63,5% vol. Alkohol in die Fässer gefüllt. Sicher weicht die ein oder andere Destillerie nach oben bzw. unten auch mal um 3% bis 4% ab. Bei Slyrs geht man auch hier einen anderen Weg. Mit 55% vol. Alkohol kommt der New Make hier ins Fass. Das ist für die neuen Fässer der optimale Wert, um nicht zu viele Aromen an den New Make abzugeben und mehr vom Grundcharakter des Destillats zu erhalten. Allein diese zwei Fakten, die eigenen Fässer sowie die ungewöhnliche Fass-Füllstärke, machen den Slyrs zu einem nicht alltäglichen Whisky. So wie es auch der Slyrs-Leitspruch sagt: „It’s not a scotch, it’s not a bourbon. It’s a SLYRS.“
Neben der wunderschönen Landschaft der bayerischen Voralpen ist die Brennerei auch sehr sehenswert und auf jedem Fall eine Reise wert. Die Brennereibesichtigung kann ich jedem nur wärmstens empfehlen. Alles ist strukturiert angeordnet, super erklärt, sehr sauber und die Produktionsschritte werden auf Informationstafeln sehr detailliert erklärt.
Zum Abschluss habe ich noch ein paar Tasting-Notes im Reisegepäck. Verkostet habe ich den Slyrs FIFTY ONE mit 51% vol. Alkohol, welcher neben der Standardreifung Finishings in Sherry, Port und Sauterness Casks enthällt.
Nase: Anfangs Brot- und Malzaromen in der Nase. Etwas riecht man den Alkohol heraus. Honig, Bienenwachs und etwas Frucht, vielleicht Aprikose gesellen sich dazu. Nach längerem Riechen entdeckt man noch Vanille sowie Holznoten und einen leichten floralen Duft (Rose?).
Geschmack: Im Antritt gibt es Bier und Malz zu entdecken. Später kommen Zitrusnoten und ganz leicht wieder Aprikose zum Vorschein. Der Whisky hat etwas Spritziges und Adstringierendes. Zum Ende hin kommen wieder florale Noten und Pfeffer-Schärfe dazu. Über allem liegt die ganze Zeit eine angenehme Honig- und Bienenwachsnote.
Abgang: Der Abgang ist schön lang. Wobei anfangs die Pfeffer-Schärfe nochmal deutlich in den Vordergrund tritt, dann aber von nussigen Noten abgelöst wird.
Fazit: Guter ausgewogener Whisky. Nicht superkomplex, aber dafür durchaus spannend und sehr gut trinkbar. Macht Spaß, dieser Slyrs FIFTY ONE!
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