Blended Whisky ist der meistverkaufte Whisky weltweit. Auch wenn viele Whisky-Fanatiker und Connaisseure oft nur Single Malt Whisky auf dem Schirm haben, ändert das nichts an dieser Tatsache. Wahrscheinlich wird der Großteil dieses Whiskys auch nicht als abendlicher Dram von jenen eben genannten genossen, sondern dient wahrscheinlich oft als Basis für Longdrinks oder Cocktails. Jedoch bilden die oft genannten und geliebten Malt-Whiskys meistens die geschmackliche Basis eines jeden Blended Whiskys. Viele dieser Malts sind der großen Masse unbekannt und doch finden sich darunter sehr oft großartige Single Malt Whiskys, die man gern einmal probieren sollte.
Einer dieser Vertreter ist der Whisky der Glencadam Destillerie.
Die Blendmarken Teacher’s und Ballantine’s kennt eigentlich so ziemlich jeder, auch wenn man sich nicht wirklich mit Whisky auskennt. Die Brennerei Glencadam, in den östlichen Highlands hingegen ist nur eingefleischten Whisky-Freunden ein Begriff. Doch genau daher kommt ein Teil der Whiskys für oben genannte Blends. Glencadam ist ein wichtiger Geschmacksgeber für Blended Whisky oder auch Whisky Cream Liquors. Viele Jahre fristete der Whisky von Glencadam wie eben genannt sein Dasein.
Bereits 1825 wurde die Destille, die sich ca. 1 Autostunde nordöstlich von Perth befindet, gegründet. Wie so viele Destillerien hatte auch Glencadam eine wechselhafte Geschichte. Einige Besitzerwechsel und eine Stilllegung von 2000 bis 2003 waren dabei die prägendsten Ereignisse. In den letzten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts war Glencadam eigentlich nur noch Malt-Lieferant für Blends und andere Spirituosen. Einige Abfüllungen gab und gibt es immer wieder auch von unabhängigen Abfüllern. Bis 2005 erstmals wieder ein Single Malt der Destillerie abgefüllt wurde. Heute gibt es eigene Single Malts von Glencadam als Standardabfüllungen dauerhaft. Neben den 12-, 15- und 21-jährigen erscheinen auch immer mal wieder besondere Finishs. Für unsere Tasting-Notes und die Vorstellung von Glencadam habe ich den als Standard erhältlichen 15 Jahre alten Glencadam gewählt. Ich finde er spiegelt, mit seinen fruchtigen Noten, am besten den Brennerei-Charakter dieser Destille wider.
Laut Angabe von Glencadam ist der Whisky ungefärbt und nicht kühlgefiltert. Abgefüllt wurde hier mit 46% vol. Alkohol. Die Farbe lässt sich am besten durch Stroh-Gold beschreiben. Schöne lange Schlieren zieht der Whisky im Glas und lässt die Vorfreude steigen.
Nase: Eine fruchtige Note (vielleicht Birne) mit etwas Zitrus strömt einem als erstes in die Nase. Ein leichtes Aroma von Gras ist auch spürbar. Etwas Vanille und ein minimaler Hauch Haselnuss runden das Bouquet ab. Aber alle genannten Eindrücke sind nur sehr dezent und kurz vorhanden. In der Nase hat mich der Single Malt nicht vollends überzeugt.
Geschmack: Hier ergibt sich schon ein anderes Bild. Eine unglaubliche Süße, die man in der Nase gar nicht hatte, kommt sofort beim ersten Schluck. Ein regelrechter Fruchtkorb folgt. Noten von Ananas, Zitrusfrüchten und weiteren exotischen Früchten sind hier herauszuschmecken. Wirklich großartig. Eine Spur Pfeffer und leichte Haselnuss-Töne sowie etwas Buttriges entdeckt man dann hinter dem Fruchtüberfluss. Leichte Weißwein-Noten schließen das Geschmacksbild sehr schön ab. Ein geschmacklich wirklich reichhaltiger, kräftiger Tropfen, dem man nach dem kurzen und flüchtigen Bouquet so nicht erwartet hätte.
Abgang: Im Nachklang ist der Malt lange am Gaumen und wechselt auch hier nochmal von sehr fruchtigen Noten zu etwas herberen. Auch hier sehr angenehm im Mund.
Fazit: Ein Whisky, wenn auch nicht so bekannt, den man gerne mal probieren sollte. Nach anfänglicher Skepsis hat mich der Glencadam 15 Jahre doch sehr überzeugt.
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