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  • AutorenbildStefan

Annandale 2015 / 2021 „Best Dram Operated by Whisky Druid“

Dieses Mal in der Verkostung ein Lowland-Whisky – Annandale. Eine Brennerei, die 2011 aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt wurde und 2014, nach fast 100 Jahren, ihren ersten New Make abfüllte.


Doch beginnen wir von vorn. Annandale liegt im Örtchen Annan im Südwesten der schottischen Lowlands in der Region um Dumfries. Bereits 1836 wurde diese Destillerie gegründet. Nach einigen Besitzerwechseln wurde die Destillerie im Jahre 1918 stillgelegt und 1921 endgültig geschlossen. Doch im Jahr 2007 kaufte Dr. David Thomson, aus dem nahen Dumfries, die stillgelegte Destillerie und gründete mit seiner Frau die Annandale Distillery Company. Die Ursprungsgebäude der Destillerie existieren noch, stehen jedoch unter Denkmalschutz. So konnte nach langer Planungsphase und vielen Behördengängen erst 2011 mit der Restaurierung und dem Wiederaufbau begonnen werden.


Die Brennerei produziert mit einer Wash Still und zwei Spirit Stills einen milden ungetorften Whisky sowie auch eine getorfte Variante.


In der Verkostung haben wir hier keine Originalabfüllung, wie die Überschrift es bereits verrät. Abgefüllt wurde dieser Annandale-Whisky vom „Whisky Druid“ Michel Reick unter seiner Serie „Best Dram“. Michel Reick füllt bereits seit 2014 unter dem Namen „Whisky Druid“ mit viel Leidenschaft und einem guten Näschen für gute Fässer, ausgezeichnete Whiskys ab. Jetzt haben auch wir einmal ein Schätzchen von ihm in unserem Glas.

Dieser Annandale wurde im Dezember 2015, also erst im zweiten Jahr nach Wiedereröffnung der Brennerei, destilliert. Der New Make durfte dann bis April 2021 in einem First-Fill-Oloroso-Butt (Cask #819) reifen, bevor er mit kräftigen 57,2 % vol. Alkohol abgefüllt wurde. Die Farbe ist nach nur 5 Jahren Reifung bereits sehr ausgeprägt und strahlt wie dunkler Bernstein im Glas. Man könnte fast meinen, man hat reinen Oloroso-Sherry im Glas.


Nase: Und was die Farbe an Sherry verspricht, so geht es auch in der Nase weiter. Oloroso-Sherry at its best. Pflaumengelee, Aprikose und eine Spur reifer Apfel sind sofort da. Dann wird es noch komplexer. Etwas Kakao sowie Zitrus-Noten. Später entdeckt man noch einige Kräuter-Aromen und dezent etwas Weißwein. Dies ist ein reichhaltiger Dram, dem man seine Jugend in der Nase überhaupt nicht anmerkt.


Geschmack: Erster Eindruck auf der Zunge ist süßer Weißwein. Kräftige Malz-Noten und nun erst etwas später kommen die Obst-Töne wieder hervor. Wieder etwas Pflaume sowie Trockenfrüchte wie Rosinen. Den Alkohol spürt man leider aber auch noch sehr kräftig nach, dieser überlagert hier einige Geschmacksstoffe. Wenn man die Alkohol-Note ausblenden kann, kommen noch pfeffrige und scharfe Noten wie von Ingwer dazu. Eine kleine Spur Kakao rundet die ganze Sache ab. Am Gaumen sehr kräftig, aber eine Spur zu alkoholisch. Hier merkt man ihm wiederum das junge Alter etwas an.


Abgang: Langsam geht der Dram den Hals hinunter und hallt sehr lange nach. Kräftige wärmende Pfeffer-Noten und etwas Sherry spürt man.


Fazit: Für einen 5-jährigen Whisky ist das hier wirklich eine gute Wahl, aber die hat man ja so ziemlich immer beim Whisky Druid. Ein paar Jahre mehr hätten dem Whisky noch gut getan. Der Fass-Einfluss vom Oloroso-Fass ist gewaltig nach so kurzer Zeit. Der Brennerei-Charakter ist dadurch schwer erkennbar. Wenn aber noch mehrere solche Schätzchen bei Annandale lagern, können wir uns auf die Zukunft freuen, da wird es sicher sehr hochwertige Abfüllungen aus der Lowland-Destillerie geben.

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